Mordsgaudi in Fackenreuth
Urkomische Krimikomödie aus Bayern – Fackenreuth Krimi – Band 4
Xaver Gottwalds Schädel brummt, als er nackt auf einer Kirchenbank erwacht. Was ist gestern beim jährlichen Frühlingserwachen-Fest nur passiert? Verkatert sieht sich der Dorfpolizist um und entdeckt ein Foto, das ihn glücklich in eindeutiger Pose mit einer wunderschönen Unbekannten zeigt. Verdammt, wieso kann er sich an nichts erinnern! Xaver macht sich auf den Weg zur Wache. Im Dorf herrscht blankes Chaos: Reifenspuren in der Kirche, bemalte Schweine auf dem Friedhof und Pinguine in Kühlregalen. Das war eine wilde Party, doch Xavers einziger Anhaltspunkt ist das Foto und er will die Frau unbedingt finden. Eine durchgeknallte Schnitzeljagd beginnt. Dabei trifft er auf Berti, der eine seltsame Liste bei sich trägt, wilde Tiere und nackte Menschen, die im Keller des Café Herzis eine Orgie veranstaltet haben – Xaver mittendrin. Als sein Handy klingelt und auch noch ein Mord gemeldet wird, geht es erst richtig los. Denn niemand im Ort kann sich an etwas erinnern und Xaver will nicht nur den Mörder schnappen. Wo ist nur die hübsche Frau von dem Foto, mit der er so eine Mordsgaudi hatte?

leseprobe aus „Mordsgaudi in Fackenreuth“
Ein Niesen – sein eigenes – reißt Xaver Gottwald, Dorfpolizist im oberbayerischen Dorf Fackenreuth, aus dem Schlaf. Ein mächtiges, lautes Niesen, so gewaltig, dass es mehrfach widerhallt. Noch mit geschlossenen Augen tastet er nach seiner Hosentasche und zieht ein Taschentuch hervor, in das er sich schnäuzt. Als er sich herumdreht, spürt er, wie hart seine Unterlage ist. Seine Zunge klebt am Gaumen und er schmeckt Chlor.
Hm, denkt er, Chlor.
Irgendwann ist er wach genug, um die Augen zu öffnen, und dann dauerts noch ein paar Sekunden, bis er das, was er sieht, auch versteht: Holz. Poliert. Er richtet sich aus dem Liegen ins Sitzen auf, doch auch was er jetzt erblickt, macht seine Situation nicht verständlicher. Offensichtlich hat er nämlich auf einer Kirchenbank geschlafen. Vor ihm stehen weitere Kirchenbänke, eng aneinandergestellt, und dann kommt eine Wand. Mühsam dreht Xaver sich um und erkennt, dass er sich tatsächlich in der Kirche befindet, nämlich in der Pfarrkirche von Fackenreuth. Die ist allerdings in einem Zustand, in dem Xaver sie noch nie gesehen hat. Und das, obwohl er in den 42 Jahren, die er jetzt schon auf diesem Planeten wandelt, einigermaßen regelmäßig hier war. Die Bänke sind allesamt zur Seite geräumt worden, wodurch das Kirchenschiff nun viel Platz bietet. Dieser wurde offensichtlich als Testgelände gebraucht, zumindest ist der gesamte Steinfliesenboden voller Reifenspuren.
Diese stammen von Mopeds, Rollern und Motorrädern, welche ebenfalls hier sind. Sie stehen herum oder liegen umgekippt am Boden. Erst jetzt fällt Xaver der Gestank nach kalten Abgasen auf, der in der Luft hängt.
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Als er am Polizeiposten ankommt, kramt Xaver seinen Schlüssel aus der Hosentasche. Dabei fällt ein Blättchen Papier zu Boden, das offenbar auch darin gewesen ist. Er hebt es auf und sieht, dass es sich um ein kleines Foto handelt, von so einer modernen digitalen Sofortbildkamera. Bevor er sich das Foto genauer ansieht, will er jedoch hineingehen und schon einmal seinen PC starten und Kaffee aufstellen.
Einige Minuten später brodelt der Wachmacher in der Kanne und Xaver sitzt an seinem Schreibtisch, mit dem Hörer des Festnetztelefons am Ohr. Er versucht, einen seiner Leute zu erreichen, doch vergebens. Nach der neunten oder zehnten Nummer gibt er es auf. Er versucht, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken, doch das gelingt nicht. Ist er tatsächlich der einzige, der letzte Mensch in Fackenreuth?
Er widmet sich dem Sofortbild. Es ist ein Selfie: Xaver sitzt auf einem Motorrad – zumindest halten seine Hände einen Lenker – und eine Frau stützt ihr Kinn von hinten auf seine Schulter. Sie hat feuerrote, lange Haare, waagrechte schwarze Striche unter den Augen, die Zunge herausgestreckt und von ihrer Faust sind der Zeige- und der kleine Finger abgespreizt. Xaver kennt die Frau nicht, aber sie scheint hübsch zu sein, zumindest, soweit er das bei ihrem verzerrten Gesicht sehen kann. Sein eigenes sieht ungewohnt heroisch aus, überlegen – machomäßig männlich. Und auch er hat waagrechte Striche auf den Jochbeinen. Im Reflex greift er sich ans Gesicht, dann eilt er in den Waschraum, um sich im Spiegel anzusehen.
Teil einer Serie
- Mörderisches Hallaluja (Band 1)
- Mörderisches Therapieren (Band 2)
-
Die Rotkäppchen Misere (Band 3)
- Mordsgaudi in Fackenreuth (Band 4)
Bücher, Filme und Spiele erzählen uns Geschichten aus erfundenen Welten, die trotzdem Teil unserer Wirklichkeit sind. Denn wir wollen sie glauben, wir wollen in sie eintauchen, wir wollen, dass sie uns zeigen, wie das Leben aussehen könnte. Wir wollen, dass sie uns berühren. Als Schriftsteller erschaffe ich diese Wirklichkeiten.
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