Das geerbte Weingut – Kärnten Krimi

Spannender Alpenkrimi als E-Book: Intrigen, Verbrechen und Ermittlungen in den Kärntner Bergen

Das Bild zeigt einen sonnigen Weinberg mit einem Gebäude im Hintergrund und einem teils bewölkten Himmel. Der Titel "Das geerbte Weingut" ist in großen, gelben Buchstaben in der Mitte platziert. Der Name des Autors, Roland Zingerle, steht darüber in grüner Schrift. Am unteren Rand sind "Kärnten Krimi" und das Logo des Empire Verlags zu sehen.

Detektiv Heinz Sablatnig erbt ein ganzes Weingut – von dem Opfer eines Giftmordes, das ihm testamentarisch den Auftrag erteilt hat, den Täter zu finden.

Auf dem Gehöft lebt Heinz mit den Enterbten zusammen, in dem Wissen, dass jeder hier der Mörder sein könnte: die Tochter und der Bruder des Verstorbenen, ein geistig behinderter Mitbewohner sowie zwei Angestellte. Alle hassen Heinz, scheint er ihnen doch weggenommen zu haben, was ihnen gehört.

Dann wird vom Weingut eine Fahne von hohem ideellen Wert gestohlen unter bizarren Umständen. Bei seinen Nachforschungen stößt Heinz auf die Nachkommen einer uralten Weinbruderschaft, die erschreckend viele Fäden in der Gegenwart ziehen.

Über das Buch

  • Herausgeber ‏ : ‎ Empire-Verlag (Nova MD); Erstauflage (27. Juni 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 424 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3989426826
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3989426825
  • Lesealter ‏ : ‎ Ab 12 Jahren
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.2 x 3.2 x 18.8 cm

Leseprobe: Das geerbte Weingut

 

Kapitel 1 – Die Erbschaft

Dienstag, 11.30 Uhr

Heinz hob die Hand, um seine Augen vor der Sonne abzuschirmen. Sein Blick wanderte über den Südhang unter ihm, der ganz weit links in einer leichten Kurve nach Westen verlief. Eine Sommerbrise stieg zu ihm herauf, die das Laub des drei Hektar umfassenden Weingartens rascheln ließ. Am Fuß des Hangs, etwa einhundert Meter von Heinz entfernt, lag der Hof mit einem Wirtschaftsgebäude, auf dessen Vorplatz sein Wagen stand. Parallel darunter verlief ein großes Nebengebäude, das hinten mit einer Halle verlängert worden war. Ein Fahrzeugschuppen flankierte den Vorplatz und ein alter Stall schräg hinter dem Haupthaus sowie weitere Schuppen komplettierten das Ensemble. Das Gehöft wurde von einer großen Wiese umgeben und diese von einem Wald. Das alles gehörte nun ihm, er hatte es geerbt.

Heinz schnaubte und schüttelte den Kopf. Was sollte er als Detektiv mit einem Weingut anfangen? Er hatte keine Ahnung von Wein, er trank nicht einmal welchen, er trank Bier. Freilich könnte er sich über das Vermögen freuen, das dieses Gut darstellte – vorausgesetzt, es war nicht überschuldet –, doch fühlte er sich hier nicht wie ein Besitzer, sondern wie ein Fremder. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass sein Erbe einen Pferdefuß hatte. Das würde er aus dem Brief des Notars aber noch erfahren.

Heinz seufzte und ging über das kurzgeschnittene Gras zwischen zwei Rebzeilen, die in Netze eingepackt waren, zum Hof hinunter.

Bis vor zwei Stunden hatte er noch nicht einmal gewusst, dass es diesen Flecken Erde südöstlich von Wolfsberg überhaupt gab. Heinz kannte das Lavanttal, er hatte hier dann und wann zu tun gehabt, doch von den vielen kleinen Dörfern an den Ausläufern der Saualpe im Westen oder – so wie hier – der Koralpe im Osten, kannte er nur wenige. Und auch die zumeist nur vom Durchfahren.

Am unteren Ende des Weinbergs trat ein gedrungener, stämmiger Mann in den Weg zwischen den Weinreben, stellte sich breitbeinig hin, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Heinz entgegen. Hinter ihm tauchte ein schmächtiger Junge in gebückter Haltung auf, der aber, sowie er Heinz erblickte, gleich wieder hinter dem vermeintlichen Schutz des Laubs verschwand und zwischen den Blättern hervorlugte.

Heinz hatte nicht erwartet, hier von irgendjemandem freundlich empfangen zu werden. Der gedrungene Kerl mochte ein Landarbeiter sein, zumindest wirkte er so, als Heinz ihm näherkam. Er trug einen schmutzigen, graubraunen Overall mit zahlreichen, teilweise geflickten Löchern, und Arbeitsschuhe, die sicher schon einige Weinernten gesehen hatten. An seiner Hüfte saß ein breiter Gurt, an dem eine recht große, oben offene Tasche befestigt war. Aus dieser ragten die Griffe mehrerer Werkzeuge heraus, außerdem schlängelte sich eine grüne Schnur hervor, die wie ein dünner Schlauch aussah. Der Kopf des Mannes war ebenso rund wie sein Bauch, sein Gesicht wettergegerbt und unrasiert, seine Haare waren ungewaschen. Er legte den Kopf schief, schien Heinz zu taxieren, und als dieser auf wenige Meter herangekommen war, sagte er: „Du bist also der neue Bauer.“

Die Worte kamen leicht gebellt, wie für den Lavanttaler Dialekt üblich, doch Heinz konnte nicht erkennen, ob irgendein Gefühl in ihnen mitschwang. Er ging bis auf einen Meter an den Mann heran, blickte ihm ruhig in die Augen und nickte. Dann hielt er ihm die Hand zum Gruß hin. „Mein Name ist Heinz Sablatnig.“

Der Mann, Heinz schätzte ihn auf Mitte dreißig, sah die Hand an, wandte sich zur Seite und spuckte aus. Heinz wollte den Arm schon wieder senken, als der andere doch noch mit einem kräftigen Griff einschlug und dann sagte: „Fritz Pollheimer. Und der junge Mann da hinten ist der Gidi.“ Er deutete mit dem Kopf auf den Kerl, der hinter dem untersten Weinstock der Reihe kauerte und mit angstvollen Augen das Geschehen verfolgte. Auch jetzt, als er vorgestellt wurde, zeigte er keine Reaktion. Pollheimer grinste kurz, dabei zeigte er zwei Reihen blitzend weißer Zähne. „Er ist a wenni schichti.“

Dieser Dialekt war eine Herausforderung, wenn er in starker Ausprägung gesprochen wurde. In Bezug auf den Kerl stellte Heinz fest, dass dieser wohl nicht so jung war, wie sein Verhalten vermuten ließ, Heinz schätzte ihn auf Ende zwanzig.

„Was wird denn jetzt mit dem Weinberg geschehen?“, fragte Fritz Pollheimer.

Heinz wusste nicht, welche Funktion der Mann hier hatte, doch zwei Dinge schienen nun klar zu sein. Erstens, er war mehr als nur ein Landarbeiter, andernfalls wüsste er nicht schon so kurz nach der Rückkehr der Hinterbliebenen über den Inhalt des Testaments Bescheid. Und zweitens, er war mehr um seine eigene Zukunft besorgt als um die des Gehöfts. Heinz schüttelte den Kopf und antwortete wahrheitsgemäß: „Ich weiß es nicht. Die ganze Sache hat mich unerwartet getroffen.“

Pollheimer taxierte ihn wieder, dann nickte er und sagte: „Uns alle.“

 

Ein Tag vorher – Der Anruf vom Notar

<h4>Montag, 11 Uhr

Als sein Handy If you don’t know me by now von Harold Melvin & The Blue Notes abspielte, den Klingelton für unbekannte Anrufer, warf Heinz einen Blick aufs Display. Er hatte sich angewöhnt, Anrufe unbekannter Herkunft zunächst zu ignorieren, die Nummern im Internet zu suchen und dann zu entscheiden, ob er zurückrief oder die Rufnummer auf seinem Handy sperrte. Er hatte genug von Meinungsumfragen oder Telefondiensten, die ihm sensationelle Investitionsmöglichkeiten oder weiß-Gott-was aufschwatzen wollten, von Betrügern ganz zu schweigen. Nicht einmal von seinem eigenen Telefonanbieter wollte er kontaktiert werden, denn auch die meldeten sich nur, um ihm Dienste anzubieten, ohne die er bislang bestens ausgekommen war. Im Lauf der Zeit hatte er so ein Gespür dafür bekommen, welche Rufnummern verdächtig waren und welche nicht. In diesem Fall bedurfte es jedoch keiner Intuition, um die Nummer als harmlos einzustufen, es war nämlich eine Festnetznummer mit einer Kärntner Vorwahl, die er sogar kannte: Wolfsberg.

Heinz hob also ab und wunderte sich nicht schlecht, als die Dame am anderen Ende der Leitung sich mit „Notariatskanzlei Doktor Alfred Megymorecz“ vorstellte und fragte, ob er Heinz Sablatnig sei, der Privatdetektiv.

„Berufsdetektiv“, korrigierte Heinz mit einem Schmunzeln.

„Wie bitte?“, kam es nach kurzem Zögern zurück.

„Es heißt Berufsdetektiv, Privatdetektive gibt es in Österreich nicht.“

„Verzeihung, das wusste ich nicht“, erwiderte die Anruferin.

„Die wenigsten wissen das“, erwiderte Heinz launig, „der Rest stimmt aber.“

Anfangs hatte Heinz es als mühsam empfunden, die Menschen über diesen Umstand aufzuklären, doch mittlerweile machte er sich einen Spaß daraus. Die meisten hatten ihr Leben lang nichts mit einem Detektiv zu tun und kaum jemand kannte jemandem, bei dem dies anders war. Das bedeutete, dass sie die Bezeichnung Privatdetektiv, die in Deutschland gebräuchlich war, durch unzählige dort produzierte oder synchronisierte Fernsehkrimis als korrekt ansahen. Sogar in österreichischen Filmen wurde diese falsche Bezeichnung verwendet, der Begriff wurde einfach nicht hinterfragt.

Die Dame aus dem Notariat kam ohne weitere Umschweife zur Sache. „Herr Sablatnig, ich darf Sie im Namen von Herrn Doktor Megymorecz zu einer Testamentseröffnung einladen, und zwar morgen um 10 Uhr. Ich hoffe, Sie haben Zeit?“

Heinz stutzte. Eine Einladung zu einer Testamentseröffnung am Telefon? Und für den darauffolgenden Tag? „Bekommt man eine solche Einladung nicht normalerweise per Post und eine angemessene Zeit vor dem Termin?“

„Das stimmt, nur in diesem Fall ist Zeit ein wesentlicher Faktor. Die schriftliche Einladung wird Ihnen nachgereicht.“

Heinz sah misstrauisch sein Handy an, als hätte das Gerät selbst zu ihm gesprochen. „Um welche Erbschaft geht es“, fragte er, „ich meine, wer ist gestorben?“

„Es tut mir leid, aber solche Informationen darf ich Ihnen am Telefon nicht weitergeben.“

Heinz lachte spontan auf. „Na, Sie sind gut! Sie haben mich doch gerade telefonisch zu einer Testamentseröffnung eingeladen, da werde ich doch zumindest den Namen des Erblassers erfahren dürfen.“

„Herr Sablatnig, ich ersuche Sie um Verständnis, aber ich führe nur die Anweisungen des Herrn Notar aus.“ Die Dame hatte ohne zu zögern geantwortet, ihre Stimme war klar und fest. „Es steht Ihnen natürlich frei, nicht zu dem Termin zu erscheinen, das würde die Angelegenheit jedoch sehr verkomplizieren. Wie schon gesagt, Zeit ist hier ein wichtiges Kriterium.“

Heinz überlegte. Sein erster Gedanke, dass es sich bei dem Anruf um einen geschickt eingefädelten Betrug handelte, erschien ihm bei zweiter Betrachtung unwahrscheinlich. Die Dame hatte den Namen des Notars genannt und Heinz eingeladen, in dessen Büro zu kommen. Ein Blick ins Internet würde genügen, um festzustellen, ob es diesen Notar an der Adresse, die die Bürokraft ihm nennen würde, tatsächlich gab. „Na gut“, lenkte er deshalb ein, „wohin soll ich kommen?“

 

heinz sablatnig (Anfang 40)

stammt aus Pörtschach am Wörthersee und lebt in Klagenfurt, wo er als selbständiger Berufsdetektiv arbeitet. Heinz ist ein moderner Mann, der es nicht nötig hat, einem Geschlechter- oder sonstigen Klischee zu entsprechen. Er ist der, der er nun einmal ist - mit allen dazugehörigen Schwächen. 

Die Hauptdarsteller

sabine oleschko (Mitte 40)

ist Heinz Sablatnigs Schwester. Als taffe Chefinspektorin der Kripo Klagenfurt kommt sie regelmäßig mit ihrem Bruder ins Gehege, was sie immer wieder in Interessenskonflikte manövriert.